Vom Schein des Gemalten

erschienen in der Reihe "Der Poetische Blick" - 10

bild-10-Vom Schein des Gemalten

Sie sind lediglich gemalt. Am Gebäude waren sie, man sieht es, vorgesehen, doch drinnen brauchte Geschriebenes immer mehr Platz, und so machten sie keinen Sinn mehr. Das Licht leuchtet nicht mehr hinein, doch leuchtet die Welt dem geneigten Leser hell genug. Er kann nicht hinaus schauen, doch im Geiste sieht er weitaus weiter als wenn sie nicht nur lediglich gemalt wären. Der draußen sieht nicht hinein, doch der drinnen sieht hinaus, hinaus, wohin der Blick allein nie reichen würde.
Aber was sieht denn das Auge das liest? - Es sieht wohin der Schreibende gesehen hat, und weiter dann noch, weil der Lesende mitsieht, mitsieht mit all dem über die Jahre Gesehenen. Und nun hört es sich fast an, dass draußen sein einem Nachteil gleichkommt. Man ist dann kein "Insider". Noch nicht mal das Hineinschauen wird dem draußen gewährt.
Doch dem ist nicht so: Es geht der Blick an der Fassade entlang und ruht auf den nur Gemalten gedankenreich, und das Auge, das die lediglich Gemalten sieht; es schaut im Geiste weit hinein.