Welke Blätter fallen durch seinen Lorberrkranz

erschienen in der Reihe "Der poetische Blick" - 5

fotografiert von Yvonne Salvamoser

Die Flügel zum sanften Auftreten angewinkelt, den Blick zum
Boden geneigt, auf dass der nächste Schritt sicher den ehren-
vollen Stand einnehme; in der rechten Hand das geflochtene
Laub, das bekränzt die erfolgreichen Häupter - und die linke
hält was die Erfolgreichen vor sich hertrugen, um nicht er-
schlagen zu werden; er verkündet noch heute längst ver-
gangene Ereignisse.

Über dem wallenden, bis zu den Füßen reichenden Gewand,
trägt er eine Rüstung, reich verziert mit Feuer speienden
Drachen, mit aus Füllhörnern quellenden Blumen und Früchten,
die sich anpasst über seine zarten Brüste und über die sanfte
Wölbung seines Bauches; und elegant geschwungen an den Hüften, betont sie seine schlanke Taille. In seinem hochgesteckten Haar Eichenlaub - und heute ein auf dieses gefallenes, herbstlich gefärbtes Buchenblatt. Am leicht auftretenden Fuße, dem Schuh zur Zierde, eine akkurat gebundene Schleife.

Er verkündet Siegreiches, doch sein ernstes Antlitz lässt erahnen wie viele dafür ihr Leben gaben, wie viele nicht von ihren Taten berichten, noch nach dem glorreichen Siege seinem Ehre verkündenden Flug nachschauen konnten. In jedem Sieg ist unendlich viel Leid. Und wie seltsam, jetzt im Herbst: all die unendlich vielen welken Blätter um ihn herum - und da fällt doch eines gar durch seinen Lorbeerkranz.