Himmlischer Fuß

An heißen Tagen tritt man gerne ins Kühle ein und verweilt ein
wenig, die Prachtentfaltung bestaunend. Von den Wissenschaften
ist gemalt worden, ikonographisch sind deren Beschäftigungen
zu enträtseln. In der kontemplativen Betrachtung der Fresken
sinnierten die Studiosi über das, was die Welt im Innersten zusammenhält. Doch auf einem Fresko bleibt der Blick ungläubig haften an einem beschuhten Fuß, der niemandem gehören kann: Schuh und Spitzen eines weißen Talars sind allerdings dem Nepomuk zuzuordnen; wie weit liegt der Fuß aber von diesem weg: Sein Bein wäre, wiederum sinngemäß, "brückenlang". Oder hat der Maler dort oben an der Decke sich einen Spaß erlaubt? Wär's eine fehlerhafte Perspektive, so wär's nun wirklich kurios, ist diese doch so offensichtlich. Wahrscheinlich bleibt's für immer ein Rätsel, da selbst denen, die darüber schrieben in gelehrten Büchern, das "brückenlange" Bein nicht auffiel. Mag jeder sich seine eigene Geschichte darüber denken, wenn er darunter steht und hinauf schaut, hinauf, wo man leicht über einen Fuß stolpern kann in himmlischen Gefilden.

Himmlischer Fuß - Auflösung