Halina Czerny-Stefanska

Polnische Pianistin

Halina Czerny-Stefanska, Marcus Bernard Hartmann

Chopin-Interpretin

Anlässlich der Teilnahme an einem Meisterkurs im Sommer 1985, lernte Marcus Bernard Hartmann die bedeutende polnische Pianistin und Chopin-Preisträgerin Halina Czerny-Stefanska kennen. Sie nahm Marcus Bernard Hartmann als Schüler an und bildete ihn in den folgenden Jahren zum Pianisten aus.

Er nahm an zahlreichen Meisterkursen unter Leitung von Halina Czerny-Stefanska teil und sie unterrichtete ihn bei ausgedehnten Aufenthalten in Warschau, Krakau, Lugano und Tokio.

Halina Czerny-Stefanska wurde am 30. Dezember 1922 in Krakau geboren und erhielt bereits früh von ihrem Vater, dem Pianisten Stanislaw Scwarcenberg-Czerny, ihren ersten Klavierunterricht. Als sie mit zehn Jahren an einem polnischen Talentwettbewerb teilnahm, gewann sie ein Stipendium bei Alfred Cortot. Zusammen mit ihrer Mutter reiste sie nach Paris, um bei dem legendären Pianisten an seiner 1919 gegründeten École normale de musique unterrichtet zu werden. Später studierte sie dann bei den beiden renommiertesten polnischen Klavierpädagogen der Zeit: bei Józef Turczynski, einem Schüler von Ignaz Paderewski und Zbigniew Drzewiecki, der 1927 den Warschauer Chopin-Wettbewerb mitbegründete.

Während des zweiten Weltkrieges lernte sie ihren Mann, Ludwik Stefanski, ebenfalls Pianist, kennen. 1943 kam Tochter Elzbieta Stefanska, heute eine bedeutende polnische Cembalistin und Professorin an der Hochschule für Musik in Krakau, zur Welt.

Halina Czerny-Stefanskas internationale pianistische Karriere begann im Herbst 1949, als sie beim ersten Chopin-Wettbewerb nach dem zweiten Weltkrieg ex-aequo mit der russischen Pianistin Bella Dawidowitsch den ersten Preis gewann. Von diesem Zeitpunkt an konzertierte sie in Soloabenden und mit bedeutenden Orchestern auf der ganzen Welt. Zusammen mit ihrem Mann Ludwik Stefanski unterrichtete sie in unzähligen Meisterkursen junge Musiker. Für zahlreiche Schallplattenfirmen im In- und Ausland nahm die als Kulturbotschafterin ihres Landes ausgezeichnete Pianistin vor allem die Werke Frédéric Chopins auf. Ihre perfekte Technik und ihr ausdrucksstarkes Spiel in der Tradition der polnischen Chopin-Interpretation mit dem unverwechselbaren Cantabile machten sie zu einer der renommiertesten Chopin-Interpretinnen. Für RCA Japan spielte sie in den 1990-er Jahren noch einmal zahlreiche Werke Chopins ein.

Neben ihrer Tätigkeit als Pianistin wurde sie vielfach als Preisrichterin der bedeutendsten Klavierwettbewerbe berufen, wie der Tschaikowsky-Klavierwettbewerb in Moskau, der Arthur-Rubinstein in Tel Aviv, Marguerite Long in Paris, Piano Competiton in Leeds und natürlich der Warschauer Chopin-Wettbewerb, um nur einige zu nennen.

Halina Czerny-Stefanska war eine der ersten Künstler/innen, die nach dem zweiten Weltkrieg in Japan konzertant wie pädagogisch tätig war. Noch bis kurz vor ihrem Tod am 1. Juli 2001 war sie Gastprofessorin an der Geidai-Musikhochschule in Tokio.